#einz Ɇrhradt hat es verdient...

"Es lohnt sich, keinen Hut zu tragen, endet der Mensch bereits am Kragen!"


Das große Los

 

Wie man`s auch dreht, wie man`s auch nimmt,

das große Los ist uns vorausbestimmt.

Wir wissen nicht, was kommt, was geht,

wie man`s auch nimmt, wie man`s auch dreht.

Wie man`s auch dreht und nimmt und zieht,

wir wissen nicht, was uns noch blüht.

Das Große Los blüht uns nicht oft,

wie man`s auch dreht, nimmt, zieht und hofft.

 


Die Made

 

Eines Morgens sprach die Made:
»Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol'. So leb denn wohl.
Halt! Noch eins, denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!«

Also sprach sie und entwich. —
Made junior jedoch schlich
hinterdrein, und das war schlecht,
denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. — Schade.

 


  Hera und Leander

oder

Falsche Sparsamkeit

 

1

 

Die Ansichtskarte

 

Der Hero und auch die Leander,

die hatten gar nichts miteinander.

 

Das lag hauptsächlich an der Länge

und Breite jener Meeresenge,

die man, hat man nicht grad gepennt,

als Hellespont von früher kennt.

 

Doch war der Hero ja schon immer

bekannt als Sportler, nämlich Schwimmer,

weshalb er eines Mittwochs rief:

„Ich schwimme zu ihr, ist's auch tief!

Ist auch die Strecke nass und lang -

was macht das schon, mir ist nicht bang!

Ich arbeite bis Freitag bloß,

dann schwimme ich nach Dienstschluss los!”

 

Drauf schrieb er eine Ansichtskarte:

„Ich komm ganz früh am Samstag, warte!

Doch weil du, liebe Lea, faktisch

direkt am Ufer wohnst, was praktisch,

so zünde eine Kerze an

und stell sie in dein Fenster dann,

damit sie leuchte und mich leite

zu dir, bis auf die andre Seite!

 

In sechs bis sieben Stunden höchstens

bin ich dann da! - Leb wohl! Bis nächstens!

Ich geb dir'n Vorschusskuss, hier hast'n ...!”

und warf die Karte in den Kast'n. -

 

Und Freitag nacht, wie vorgeseh'n,

sprang er - die Uhr war kurz nach zehn -

bekleidet nur mit einer Hose,

im Munde aber eine Rose,

und mit Salatöl eingerieben,

ins Wasser, mit dem Ziel nach drüben ...

 

2

Der Untergang

 

Das Meer geht hoch, die Winde wehn ...

Die Nacht ist schwarz, er kann nichts sehn -

den Mond und auch die Sterne nicht,

doch auch nicht seiner Liebsten Licht ...

Wie sehr er die Pupille weitet,

wo ist die Kerze, die ihn leitet?

„Pardon, geht's hier zum andern Ufer?”

brüllt er, doch niemand hört den Rufer ...

 

Nur schwer noch kann er sich im kalten

Gewässer über Wasser halten,

und er verliert im Meergetose

die Orientierung und die Rose ...

Er murmelt paar Mal: „Junge, Junge ...!”

dann dringt ihm Wasser in die Lunge ...

Er nimmt noch zwei, drei Schluck, drauf sinkt er

bis auf den Grund ... Und hier ertrinkt er ... -

 

So endete das Sein für ihn

durch eine Kerze, die nicht schien ...

 

3

Die Erläuterung

 

Nun fragen Sie wohl unterdessen:

„Weshalb hat sie das Licht vergessen?”

Weil sie, wie so das Schicksal spielt,

die Post erst Montag früh erhielt -

und da war es zu spät zum Leuchten,

da lag er schon im Grab, im feuchten ...!

 

Hätt er ein Telegramm geschickt,

wär ihm das Vorhaben geglückt!

 

* Schon der österreichische Dichter Parzer,

der nebenbei auch den Grill erfand und deshalb meist Grillparzer genannt wird,

hatte obiges Liebespaar in seinem Lustspiel „Des Meeres liebe Wellen” zum Vorwurf genommen,

ohne dass man ihm einen solchen machen könnte ...!

 


Ritter Fips und die Jungfrau:

 

Bei jedem Wetter, auch beim Sturme,

rief man es mehrmals laut vom Turme:

,,Hört, Leute, was wir euch verkünden:

Fips will eine Familie gründen!

Drum wünscht und hofft er, daß in Bälde

sich eine Jungfrau bei ihm melde !"

 

Es hub ein Suchen an und Spähen,

doch keine Jungfrau war zu sehen.

Die einzige, die man gefunden,

wurd grad von einem Kind entbunden.

 

Schlußfolgerung:

 

Will jemand eine Jungfrau frein,

darf er nicht so penibel sein.

 


Ritter Fips und seine Läuterung

 

Herr Fips gehörte, wie Sie ahnen,

zum edlen Stamme der Germanen,

die immer riefen: "Niemals - nie!

Wir sind die diejenigen, die...!"

Macht, Ruhm und Geld sahn sie im Traum noch

und arbeiteten sie, dann kaum noch -

im Gegenteil: aus alten Quellen

weiß man, sie lagen meist auf Fellen

und tranken Bier, das schäumend gelbe...

Herr Fips tat ganz genau dasselbe!

Doch eines Tags - das war ein Ding! -

geschah es, daß er in sich ging

und sprach: "Wie ist das Leben stur!

Ab heute trink ich Dunkles nur!"

 

Schlußfolgerung:

 

Den andern zur Erheiterung

dient stets die eigne Läuterung.

 


 Ritter Fips und der Zweikampf

 

Es zog ein reicher Kaufmannssohn

mit Spezerein und Munition

vorbei an Ritter Fipsens Schloß,

was diesen überaus verdroß!

Drum kam Fips, vollgetankt mit Bier,

(doch roch man's nicht, weil das Visier,

wie stets bei ihm und bei Gefahr,

bis untenhin geschlossen war)

dem Kaufmannssohn auf schnellsten Wegen

nicht freundlich zwar aber entgegen.

Der Kampf - denn jeder wollte siegen! -

fand statt auf Brechen und auf Biegen,

und nur durch Stellen eines Beins

verlor der Kaufmann null zu eins -

und schließlich auch sein Haupt als solches

durch einen scharfen Schnitt des Dolches!

 

Schlußfolgerung:

 

Es lohnt sich keinen Hut zu tragen,

endet der Mensch bereits beim Kragen.

 

Thomas
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